Wo kleine Fußballer an die Tür zur großen Karriere klopfen
Wo kleine Fußballer an die Tür zur großen Karriere klopfen

Wo kleine Fußballer an die Tür zur großen Karriere klopfen

Kommenden Montag ist es mal wieder soweit. Dann lädt der Marienberger DFB-Stützpunkt ambitionierte Nachwuchskicker zu einem Sichtungstraining ein. Das ist Teil eines Konzepts, das seit mittlerweile 20 Jahren funktioniert.

Von Andreas Bauer

Marienberg – An sein erstes Training unter Peter Fritzsche kann sich Benjamin Last noch gut erinnern. „Da war ich neun Jahre alt“, erzählt der inzwischen 20-Jährige, der schon seit seiner frühen Kindheit beim FSV Motor Marienberg Fußball spielte. Irgendwann fielen seine Dribblings und seine Sprints dem Trainer des örtlichen DFB-Stützpunktes auf. „Der Wille ist ganz wichtig. Aber vor allem seine Schnelligkeit war gegenüber den anderen Kindern enorm“, erklärt Fritzsche, warum er Benjamin Last damals in sein Sichtungstraining einlud. Es war der Beginn einer vielversprechenden Laufbahn.

„In der U 12 bin ich dann ans Nachwuchsleistungszentrum nach Aue gewechselt“, erzählt der Abwehrstratege, der später an die Chemnitzer Sportschule wechselte. Doch dort blieb er nur ein Jahr, denn ein großer Verein fragte an: RB Leipzig. Tatsächlich wohnte und lernte der Erzgebirger ab der 8. Klasse in der Messestadt und spielte dort unter anderem zusammen mit Xavi Simons – jenem jungen Niederländer, der nun bei den Profis von RB für Schlagzeilen sorgt und laut Transfermarkt-Experten einen Marktwert von 40 Millionen Euro hat.

Auch Benjamin Last machte zunächst auf sich aufmerksam. „Durch meine guten Leistungen wurde ich in der U 15 sogar zu einem Lehrgang der Nationalmannschaft eingeladen“, erzählt der Landesauswahl-Spieler, der nach zweieinhalb Jahren Leistungssport auf höchstem Niveau jedoch einen dramatischen Rückschlag hinnehmen musste. Eine schwere Verletzung am Fuß bremste ihn aus. „Mit einem Mal waren drei Bänder gerissen“, sagt der Großrückerswalder, der noch einen Anlauf wagte. Doch weil die Schmerzen nicht nachließen, war für den damaligen U-17-Kicker bald klar: Die Karriere ist vorbei.

Vom Verletzungspech verfolgt blieb Last auch später, als er wieder in seine Heimat zurückgekehrt war. Erst zog er sich einen Kreuzbandriss im Sportunterricht zu, dann einen weiteren im anderen Knie während eines Comeback-Versuchs für den FSV Motor Marienberg. „Auch der Meniskus und der Knorpel sind betroffen“, sagt Last. Seine Karriere habe er nun endgültig auf Eis gelegt, doch ohne Fußball gehe es nun mal nicht. Deswegen hat der 20-Jährige nun die Trainerlaufbahn eingeschlagen. „Ich will meine Erfahrungen weitergeben. Und die Arbeit mit Kindern macht mir einfach riesigen Spaß“, sagt er.

Bei Peter Fritzsche ist die Freude über seinen neuen Praktikanten groß. Schließlich ist der ein gutes Beispiel dafür, wie weit der am DFB-Stützpunkt beginnende Weg führen kann. Um noch mehr Talente wie Benjamin Last zu finden und zu fördern, sind Fritzsche und sein Trainerkollege André Feig häufig auf Achse. Sie besuchen Spiele und Trainingseinheiten in den Vereinen, um 11 bis 14 Jahre alte Kinder mit viel Potenzial zu entdecken und zu den wöchentlichen Einheiten einzuladen. „Aber wer will, kann auch von sich aus kommen. Wir suchen den Dialog“, sagt Fritzsche über das angebotene Sichtungstraining. Kommenden Montag, 16.30 Uhr, ist es mal wieder soweit – eine Chance für Spieler der Jahrgänge 2013/14.

„Es geht um die Kinder, und nicht um vereinspolitische Aspekte“, betont Fritzsche. Der Weg der Talente solle nicht zum FSV Motor Marienberg führen, sondern zu einem der Leistungszentren in Aue, Chemnitz, Dresden oder Leipzig beziehungsweise an eine Eliteschule des Sports. Empfehlen können sich die jungen Kicker bei Turnieren verschiedener Stützpunkte. „Dabei schneiden wir immer gut ab“, sagt Fritzsche, der den DFB-Stützpunkt für Marienberg dank der Arbeit vieler Trainer als großen Erfolg bezeichnet. Andere große Städte wie Zwickau hätten bislang vergeblich darum gekämpft. In der Bergstadt wird dagegen seit nunmehr 20 Jahren unter dem Dach des DFB trainiert – ein Jubiläum, für das es eine kleine Ehrentafel gab. Viel wichtiger ist für Fritzsche, Feig und Last aber das nächste Training.

Quelle: Freie Presse Marienberg, Lokalsport, 30.08.2023

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung
Instagram
Facebook