Titelkandidat zeigt Aufsteiger Marienberg die Grenzen auf

Nach dem sensationellen Saisonstart im eigenen Stadion gegen Plauen sind die Oberliga-Kicker des FSV Motor gegen den VfB Krieschow unter die Räder geraten. Dabei erwischten die Erzgebirger erneut einen blendenden Start.

Von Andreas Bauer

Marienberg – Als Noel Bergers in der zweiten Minute einen Eckball per Kopf zur Führung des FSV Motor Marienberg verwertete, fühlte sich so mancher im Lautengrundstadion an den Saisonauftakt in der NOFV-Oberliga Süd erinnert. Auch da hatte der gastgebende Aufsteiger gegen einen Staffelfavoriten das 1:0 erzielt. Anders als beim Sensationserfolg gegen den VFC Plauen nahm die Partie gegen den VfB 1921 Krieschow allerdings einen ganz anderen Verlauf. Es waren auch keine 600 Zuschauer da, sondern nur reichlich 200, die nach dem Marienberger Führungstreffer fast nur noch die Gäste aus Brandenburg spielen sahen.

Kaum 20 Minuten standen auf der Uhr, da hatte der amtierende Vizemeister mit seinem 3:1 bereits die Weichen gestellt. Zwar war das auch einem umstrittenen Foulelfmeter zu verdanken, vor dem Motor-Keeper Toni Wolf mit einem Krieschower Angreifer zusammengeprallte. Doch auch wenn der Referee dabei die Ballberührung des Torhüters übersah, hätte das Unheil für die Gastgeber wohl ohnehin seinen Lauf genommen. „Wir wissen das Spiel richtig einzuordnen“, sagt Marienbergs Trainer Ronny Rother in Anspielung auf die Qualität des Gegners. Dass der gleich mehrere Akteure mit Regionalliga- und Drittliga-Erfahrung in seinen Reihen hatte, wurde in jeder Phase dieser Partie deutlich. Auch am Ende, als die Lausitzer das Ergebnis in die Höhe schraubten.

„Wir profitieren von unserer Nähe zu Energie Cottbus“, erklärt VfB-Trainer Toni Lempke, warum ein kleiner brandenburgischer Ort wie Krieschow mit nur rund 500 Einwohnern es so weit gebracht hat und nun um den Aufstieg in die Regionalliga mitspielt. Geschätzt hätten rund 80 Prozent der Spieler eine Vergangenheit beim FC Energie. Wer dann den Sprung in den Profibereich nicht schafft, wegen der Familie aber dennoch in der Region bleiben will, für den sei der VfB Krieschow mittlerweile eine Top-Adresse. Schließlich sind es von Cottbus nicht mal 15 Minuten mit dem Auto dorthin.

Es gibt sogar ehemalige Energie-Kicker, die etwas später wieder zu ihren Wurzeln zurückkehren. So hat der VfB seit diesem Sommer den ehemaligen kanadischen Nationalspieler Daniel Stanese in seinen Reihen, der zuletzt für den VfR Aalen und Carl Zeiss Jena kickte. „Seine Frau kommt aus Cottbus“, so Toni Lempke über den 29-Jährigen, der gegen Marienberg ebenso traf wie Martin Zurawsky. Letzterer, früher unter anderem für Jahn Regensburg und den BFC Dynamo aktiv, wurde in Lauchhammer geboren und schnürt seit seiner Rückkehr in die brandenburgische Heimat 2019 die Töppen für den VfB. „Und wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn Andy Hebler hier mitgespielt hätte“, so Toni Lempke. Doch der Torschützenkönig vom VfB fehlte aufgrund einer Verletzung.

Den Marienbergern wünscht der Krieschower Trainer alles Gute. Für einen Oberliga-Aufsteiger sei „eine riesige Umstellung ganz normal“. Dies sieht auch sein Marienberger Kollege Ronny Rother so, der sich dennoch am Samstag etwas ärgerte: „Die ersten vier Tore haben wir ja quasi selbst aufgelegt.“ Gegen die auf hohes Pressing setzenden Gäste gingen viele Bälle durch Fehler im Spielaufbau verloren, auch riskante Dribblings wurden sofort bestraft. Da wünscht sich der Motor-Coach künftig mehr Cleverness und Selbstvertrauen. Vor allem aber sieht Rother die 1:8-Niederlage als Weckruf, was die Einstellung angeht: „Um in dieser Liga zu bestehen, muss man Privates auch mal hinten anstellen.“

Marienberg: Wolf; Otto (46. Flade), Bauer, Colditz (57. Meyer), Omerovic, Werner, Gottschalk, Müller, Martin (46. Martin), Schreiter (68. Richter), Bergers (46. Haase); SR: Strebinger (Waldau); Z: 209; T: 1:0 Bergers (2.), 1:1/1:5 Pahlow (7./54.), 1:2 Zurawsky (10./FE), 1:3/1:6 Felgenträger (21./63.), 1:4 Stanese (33.), 1:7 Lehmann (87.), 1:8 Raak (90.)

Quelle: Freie Presse Marienberg, Lokalsport 21.08.2023

Unsere zweite Mannschaft gewann im zweiten Auswärtsspiel beim FSV Burkhardtsdorf mit 0:3 und belegt nun den 1. Platz in der Erzgebirgsliga.

Marienberg II: Reichel; Hänel, Samuel (46. Reuter), Reichel, Frister (75. Küchler), Haase, Weschke, Buschbeck, Meyer, Baude (78. Grenda) (68. Richter), Tietze (67. Müller); Z: 60; T: Buschbeck (45.), Haase (46.), Meyer (80.)