Oberliga-Traumstart vor Traumkulisse

Vor knapp 700 Zuschauern haben die Fußballer des FSV Motor Marienberg am ersten Spieltag für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Obwohl mit dem VFC Plauen einer der Staffelfavoriten zu Gast war, brachte der Neuling dank eines Geniestreichs seine Fans zum Jubeln.

Von Andreas Bauer

Marienberg – So beeindruckend wie die Kulisse ist am Samstagnachmittag auch der Auftritt der Marienberger Fußballer gewesen. Vor den Augen von 698 Zuschauern, zu denen neben Fans, Familien und Freunden auch Vertreter fast aller regionalen Vereinen sowie spontane Neugierige gehörten, ist der FSV Motor mit einem Paukenschlag in die neue Saison der NOFV-Oberliga Süd gestartet. Gegen den VFC Plauen – wie im Vorjahr erneut einer der Staffelfavoriten – feierte der gastgebende Aufsteiger einen fast schon sensationellen 1:0-Erfolg.

Viele waren gekommen, um den ersten Oberliga-Auftritt eines Erzgebirgsvertreters abgesehen vom FC Erzgebirge Aue mitzuerleben. Und alle staunten, wie gut dieser dem Favoriten aus dem Vogtland Paroli bot. „Diese Mannschaft ist nicht umsonst aufgestiegen“, zollte sogar VFC-Trainer Karsten Oswald dem mutigen Marienberger Auftritt Respekt. „Wenn man verliert, dann ist das immer verdient“, zeigte er sich in einer ersten Analyse direkt nach Abpfiff zwar etwas trotzig. Doch dann machte er deutlich, dass dieses Ergebnis nicht von ungefähr zustande gekommen war. Der FSV Motor habe genau so gespielt wie erwartet: defensiv kompakt, aggressiv in den Zweikämpfen und auf Konter lauernd. „Wir haben einmal geschlafen und mussten dafür Lehrgeld zahlen“, so Oswald.

Mit seiner Aussage über die entscheidende Szene spielte der Ex-Profi allerdings nicht auf einen Tempogegenstoß an, sondern auf einen Geniestreich von Motor-Spieler André Luge. Als der in der Nachspielzeit der ersten Hälfte nahe der Außenlinie gefoult wurde, schlug er denn Ball nach dem Hinlegen sofort scharf in Richtung Tor. War der 32-Jährige mit einem ähnlichen Freistoßtrick wenige Minuten zuvor noch gescheitert, so überraschte er den Plauener Keeper diesmal tatsächlich. Weil in der Mitte auch noch Kevin Werner in den Schuss grätschte und den Torhüter damit irritierte, zappelte der Ball plötzlich im Netz. Während die Gäste mit dem Referee diskutierten, kannte der Jubel der Gastgeber keine Grenzen. Doch ganz so überraschend, wie es vielleicht klingen mag, war dieses 1:0 gar nicht gefallen.

Bis auf einen Schuss knapp neben das Motor-Gehäuse (36.) hatte die VFC-Offensive im ersten Abschnitt kaum etwas zu bieten. Statt flüssigem Kombinationsspiel gab es viele lange Pässe. Zwar erspielten sich die Plauener mehrere Eckbälle, doch sorgten diese nie für Gefahr. Zielstrebiger wirkten die Motor-Kicker, die nach 20 Minuten ihren Respekt endgültig abgelegt hatten. In einer Partie, die sich größtenteils zwischen Strafräumen abspielte, besaß Luge mit einem Schuss aus spitzem Winkel (23.) die erste echte Chance. Er scheiterte jedoch ebenso am Plauener Torhüter wie wenig später sein Teamkollege Maximilian Schreiter mit einem direkten Freistoß. Unmittelbar vor dem Pausenpfiff durfte dann aber doch gejubelt werden.

„Natürlich müssen wir uns in dieser Liga erst noch zurechtfinden. Gegen so einen Traditionsverein mit seinen vielen Anhängern ist Aufregung ganz normal“, sagte Marienbergs Trainer Ronny Rother. Doch folgenschwere Fehler brachte der etwas nervöse Beginn nicht mit sich, stattdessen nahm das Selbstvertrauen des Außenseiters minütlich zu. „Die Jungs haben sich von der Kulisse nicht einschüchtern lassen“, freute sich Rother, der vom weiteren Spielverlauf sogar selbst etwas überrascht war: „Ich hätte nicht gedacht, dass wir gegen so einen Gegner schon so gut mithalten können.“

Nach der Pause nahm der Druck der Gäste zu, doch die von den beiden jungen Neuzugängen Noel Bergers und Fabio Anger sowie Clemens Otto gut organisierte Motor-Abwehr hielt stand. Bis auf einen Schuss aus Nahdistanz (66.) und einen Freistoß (78.), die beide von Keeper Sandro Breitfeld glänzend pariert wurden, blieben Plauener Großchancen Mangelware. In der 91. Minute stockte den Marienbergern dann aber doch der Atem. Eine scharfe Hereingabe fand am langen Pfosten einen frei stehenden VFC-Spieler, der das Tor jedoch nicht traf. „Jetzt können die Jungs erstmal die Sau rauslassen, aber ab Dienstag wird’s wieder ernst“, so Rother, der sich über „drei ganz wichtige Punkte für den Klassenerhalt“ freute, das nächste Spiel beim Ludwigsfelder FC aber schon im Blick hat.

Marienberg: Breitfeld; Anger (83. Graubner), Bergers, Otto, Flade, Gottschalk, Martin, Müller, Schreiter (62. Gerlach), Luge (78. Omerovic), Werner; SR: Lämpel (Weixdorf); Z: 698; T: 1:0 Luge (45.+2)

Quelle: Freie Presse Marienberg, Lokalsport, 31.07.2023