Kracher läutet Oberliga-Abenteuer ein
Kracher läutet Oberliga-Abenteuer ein

Kracher läutet Oberliga-Abenteuer ein

Die Zahl der Trainingseinheiten wurde erhöht, der Kader deutlich verbreitert. Trotzdem bleibt die Frage, wie gut die Fußballer aus Marienberg in der fünfthöchsten Spielklasse mithalten können. Antworten dürfte der Saisonauftakt nur in begrenztem Maße liefern, zumal gleich ein Staffelfavorit anreist.

Von Andreas Bauer

Marienberg – Mit dem Heimspiel gegen den VFC Plauen schreiben die Fußballer des FSV Motor Marienberg am Samstag, 14 Uhr, Geschichte. Erstmals wird neben dem FC Erzgebirge Aue ein weiterer Verein aus dem Erzgebirge in einer Spielklasse, die über die Landesgrenzen Sachsens hinausreicht, an den Start gehen. Als „riesigen Schritt“ bezeichnet Trainer Ronny Rother den Aufstieg in NOFV-Oberliga Süd: „Wir sind jetzt im semiprofessionellen Bereich angekommen.“ Dies bedeutet aber nicht, dass nun auch die Motor-Kicker beruflich kürzertreten können. Stattdessen müssen sie noch mehr Freizeit opfern, denn statt zwei- wird nun dreimal pro Woche trainiert.

Ein Blick auf den Transfermarkt offenbart die neuen Dimensionen, in denen sich zumindest die Marienberger Konkurrenz bewegt. „Wenn man sieht, wer und wie in dieser Liga transferiert wird, dann ist das schon der Wahnsinn“, gesteht Rother. Dass Kicker aus anderen Bundesländern oder mit Erfahrung in höheren Ligen verpflichtet werden, sei nichts Außergewöhnliches. Obwohl viele gegnerische Teams über ganz andere finanzielle Mittel verfügen, konnte auch Motor einiges bewegen. An Routine hat der Kader zwar nicht gewonnen, dafür aber an Breite und Talent. Mit Dennis Omerovic und Fabio Anger sind zum Beispiel zwei junge Defensivspezialisten dazugestoßen, die am Nachwuchsleistungszentrum des FC Erzgebirge Aue ausgebildet wurden.

Gleich zum Auftakt könnten die Abwehr-Hünen gefordert sein, denn mit Philipp Colditz, Pierre Bauer und Kenny Schmidt fallen am Samstag drei defensive Leistungsträger aufgrund von Verletzungen aus. Doch egal, welche Rolle jemand in der Vergangenheit gespielt hat: Sicher darf sich kein Motor-Kicker sein, in der Startelf zu stehen. „Auch alteingesessene Spieler müssen sich erst einmal durchbeißen“, betont Rother, der sich durch den Konkurrenzkampf ein höheres Niveau verspricht: „Es werden die spielen, die sich qualitativ durchsetzen.“ Entsprechende Entscheidungen trifft das Trainerteam, zu dem neben Steve Solbrig nun Christian Steingräber als Co-Trainer gehört.

Da der Kader auf 28 Spieler angewachsen ist, wird es künftig öfter Entscheidungen geben müssen, „die nicht jedem schmecken“. Ob dadurch die zuletzt stets euphorische Stimmung im Team kippen könnte, vermag Rother nicht zu sagen. Allerdings setzt er auf die realistische Einschätzung aller Beteiligten – und auf die Möglichkeit, sich in der von Lucien Gäbel trainierten zweiten Mannschaft zu beweisen. Auch die könnte von der personellen Entwicklung profitieren und den Blick in der Erzgebirgsliga nach oben richten. Nicht umsonst sieht Rother die „große Chance für den Verein, sich im Erzgebirge abzusetzen“.

Dem Plan, ein ambitioniertes Team mit glorreicher Zukunft aufzubauen, würde der Verbleib in der Oberliga sicherlich guttun. Ein Ziel, das allerdings nicht einfach zu erreichen ist. „Im Vergleich zur Spitze der Landesliga sind die Gegner jetzt noch mal ein, zwei Schritte schneller“, schätzt Rother ein. Dass dabei mit dem Staffelfavoriten aus Plauen am ersten Spieltag gleich ein echter Kracher wartet, sieht der Motor-Coach aber nicht als Problem: „Für uns wird jedes Spiel schwer.“

Doch mit richtiger Einstellung, aggressiver Spielweise und passender Taktik sei stets etwas möglich. Letztere dürfte sich von der auf Ballbesitz orientierten Spielweise der Vorsaison unterscheiden. „Wir müssen über Zweikämpfe kommen und nicht über Flachpässe“, sagt Rother, der jedes gewonnene Duell am liebsten feiern würde wie ein erzieltes Tor. Zusammenhalt und Kampfgeist sind für ihn die Schlüssel. „Wir müssen so hart arbeiten wie der Vorstand in den vergangenen Wochen“, sagt der 34-Jährige voller Respekt für die Verantwortlichen des Vereins, die für die höhere Liga einige Auflagen zu erfüllen hatten. Unter anderem wurden für die Heimspiele im Lautengrundstadion sechs Zuschauerblöcke hergerichtet. Auch zusätzliche Verpflegungsmöglichkeiten sollen dazu beitragen, den Gäste-Fans – von denen zum Auftakt viele aus dem Vogtland zu erwarten sind – einen eigenen Bereich zu bieten.

Aufgebot FSV Motor Marienberg 2023/24

Tor: Sandro Breitfeld (36), Justin Günther (25), Toni Wolf (25)

Abwehr: Tim Graubner (21), Pierre Bauer (27), Clemens Otto (29), Fabio Anger (19), Noel Bergers (19), Julian Schröter (33), Eric Richter (32), Dennis Omerovic (20)

Mittelfeld: Kilian Gerlach (24), Danny Gottschalk (31), Philipp Colditz (32), Kevin Werner (26), Max Flade (29), Jonas Haase (22), Norman Fischer (34), Jonathan Müller (22), Maik Stach (34), Louis Meyer (18), Florian Hänel (25)

Angriff: Florian Martin (19), Maximilian Schreiter (27), Kenny Schmidt (36), Charlie Baude (22), Kevin Matthes (23), André Luge (32), Tobias Buschbeck (18)

Zugänge: Omerovic (Bautzen), Anger (Aue), Hänel, Meyer (beide Großrückerswalde), Stach (Mertingen), Bergers (Bischofswerda), Buschbeck (eigener Nachwuchs);

Abgang: Toni Grabowski (Lichtenstein)

Trainer: Ronny Rother;

Co-Trainer: Christian Steingräber, Steve Solbrig

Torwarttrainer: Julius Weber

Mannschaftsleiter: Silvio Haag

Abteilungsleiter: Stefan Hauser

Quelle: Freie Presse Marienberg, Lokalsport, 28.07.2023

19 Kommentare

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